Text Entwurf

Arnsberg verbindet


Auf einer Erhebung auf dem Kreisverkehr „Clemens-August-Str.“ steht ein Stahltor, das von einem gemauerten Bogen bzw. einem gemauerten Bogenfenster flankiert wird. Beide berühren sich und weisen in verschiedene Richtungen. Die Bogenöffnung weist in Richtung Altstadt/Glockenturm/Schloss, das Stahltor in Richtung Neustadt. In den Boden umlaufend um das Kunstwerk sind Lämpchen eingelassen, die das Kunstwerk anstrahlen und in ihrer Anordnung die Ruhrschleife, die Arnsberg einfasst, nachahmen – da auch die Ruhr ein prägender Faktor für die Stadt war und ist.


So kumuliert in diesem Verkehrsknotenpunkt das, was die Stadt geprägt hat und prägt – sowohl in geografischer und architektonischer als auch in historischer und inhaltlicher Hinsicht. Und zu den Fahrbahnachsen der vier Straßen, die vom Kreisel ausgehen, kommen zwei Achsen bzw. vier Blickrichtungen hinzu.


Das Stahltor repäsentiert das „neue“, der gemauerte Bogen das „alte“ Arnsberg. Sie berühren sich an einer Seite – wie auch Vergangenheit und Zukunft sich vielleicht nur in der Gegenwart berühren können. Ein Tor ist eine Öffnung, ein durchlässiger Rahmen. „Meist bildet ein Tor die Grenzsicherung zwischen zwei nicht überdachten und unterschiedlichen Eigentümern gehörenden Freiflächen“ (Def. Wikipedia). Hier markiert das Tor weniger eine Grenze als einen optischen
Durchlass, eine Öffnung auf der Freifläche und im gesamten Raum in Bezug auf die inhaltliche, geografische und historische Dimension. Das Stahltor hat eine rechteckige Form in Anlehnung an das moderne rechteckige Gebäude der Bezirkregierung, in dessen Richtung es weist. Inhaltlich weist es auch auf die Neuordnung der Stadt Arnsberg (Eingemeindung). Zudem durchquert und
verbindet das Tor durch seine Sichtachse in beide Richtungen das gesamte Stadtgebiet. Das Material „Cortenstahl“ ist zeitgemäß, schließt aber auch dadurch, dass die oberste Schicht Rost ansetzt, den Faktor Zeit mit ein. Das Tor symbolisiert Öffnung, Verbindung, Offenheit, Durchlässigkeit – sowohl formal als auch inhaltlich. 


Der Hügel/Die leicht aufgeschüttete Erhebung spielt auf die Entstehung Arnsbergs als mittelalterliche Stadt auf einem Berg an. Gesammelte Erde aus dem Bereich der Ruine wird in den Hügel eingearbetet – ebenso in den Mörtel des Bogens.
Der Bogen ist aus Bruchsteinen gemauert (Grauwacke – typischer Stein, aus dem die umliegenden Berge u. a. bestehen) und in seiner Form eine Referenz an die Altstadt u. a. in Hinblick auf die Schlossruine (entsprechend kein gothischer Spitzbogen) und an den Namensgeber des Kreisverkehrs „Clemens August Freiherr von Weichs“, den letzten Landdrost im Herzogtum Westfalen. Der Weichs'sche Hof liegt kurz vor dem Glockenturm – ebenfalls in der Arnsberger Altstadt. Der Bogen erinnert in seiner gemauerten Form an die Ruine und ist
gleichzetig Tor und Fenster, bietet also Durchlass und Einblick. Denn wir schauen immer nur in die Vergangenheit wie durch ein Fenster – durch diese Öffnung können wir nicht hindurchgehen.


Daher ist der Bogen nicht einfach ein zweites Tor, sondern ein Bogen in Fensterform oder ein Fenster in Bogenform. Der untere Teil des Bogenfensters entspricht der Propertion im oberen Teil des Stahltors, sodass die beiden aufragenden Teile der Installation formal wie eine architektonische Skulptur aufeinander reagieren.


Die Sichtachsen, die sich aus der Anordnung des Stahltors und des gemauerten Bogenfensters ergeben, weisen in alle Richtungen der Stadt und bilden so die Scharnierfunktion des Kreisverkehrs als Verbindung zwischen historischem Kern und Neustadt. Es entstehen Ein- und Duchblicke. Die Räume, die die beiden Baukörper sowohl ganz nah um sich herum als auch für die Stadt eröffnen, ergänzen und überschneiden sich, werden zum Dreh- und Angelpunkt von
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das Stahltor und der Bogen verbinden und durchkreuzen ihre nahen und fernen Räume, die sie einnehmen. Ihn ihnen kumulieren die Verkehrs- und Sichtachsen des Stadtgebiets – eine künstlerische Idee, die den Kreisverkehr Clemens-August-Straße/Brückenplatz gestaltet und den Verkehrsknotenpunkt visuell hervorhebt.