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„Die Zeit“ – Zwei Figuren für das Drachenfelsplateau

 

Zwei sind ein Paar: hier eine eher männliche und eine eher weibliche Figur. Dennoch erscheinen beide androgyn, da nicht bestimmte Personen oder Individuen, sondern ‚zwei Menschen an sich‘ dargestellt werden sollen. Beide sitzen auf der obersten Sitzstufe, wobei die eher männliche Figur mit seinem linken Arm auf den wunderbaren Ausblick (ver)weist.


Seinen rechten Arm hat er locker um die Schultern der weiblichen Figur gelegt, sie stützt sich mit ihren Armen ab, vielleicht unterhalten sie sich gerade, beide blicken in Richtung Rhein auf die wunderbare Aussicht, die den Besucher belohnt, wenn er den Drachenfelsen zu Fuß erklommen hat oder bequem per Zahnradbahn auf das Plateau gefahren ist. 

 

Die beiden Figuren bestehen aus Kunststoff - verchromt oder eloxiert, ein Poly…, das auch im Bootsbau Verwendung findet – zeitgemäße Materialien, passend zum zeitgemäßen ‚neuen‘ Look des Drachenfelsplateaus mit dem weit, offen und luftig gestalteten Platz und dem Glaskubus-Restaurant. Die Oberfläche des Figurenpaars soll metallisch spiegelnd die Umgebung reflektieren – sowohl die Architektur, z. B. den Glaskubus, als auch die Natur, z. B. die Wolken reflektieren. Kunststoff hat zudem den Vorteil, dass er leichter ist als alle anderen zur Auswahl gestellten Materialien, somit einfacher zu transportieren und zudem sehr widerstandsfähig – außerdem hält er möglichem Vandalismus gut stand. Die Oberfläche sollte dabei zwar spiegelnd, jedoch auch gebrochen sein, ähnlich der belebten Oberfläche der Betonplastik „Die Wa(r)tenden“, die im Stammheimer Schlosspark,

in Köln steht. Sodass die Spiegelung nicht einfach zur Wiedergabe der Umgebung wird, sondern Brechung und Bewegtheit zeigt. Denn die zwei Figuren sind nicht Abbild des, sondern Verweis auf den Menschen. Die Reduktion der beiden Figuren auf das Wesentliche und das Wesenhafte im Aristotelischen Sinne zeigt zwei Menschen, die miteinander verbunden sind durch die wie selbstverständlich wirkende Umarmung, durch die Blickachse und durch die Besucher, die in Interaktion mit dem Kunstwerk treten.

 

Die beiden Figuren gehen über die Anmutung ihrer Oberfläche und über Ihre Haltung eine Verbindung mit der Architektur (Glaskubus, der sich spiegelt), dem Raum und der Landschaftsarchitektur (sitzen auf den Sitzstufen und bilden eine Markierung auf dem großen Platz), der Natur (Wolken, Himmel, die sich spiegeln) und den Menschen ein (sie laden zur Interaktion ein und bilden eine Reflexionsfläche für die Besucher). Sie bilden aus der Vogelperspektive gesehen einen räumlichen Abschluss zum Gebäude hin. Sie bilden ein „L“ (oder eine Ecke) auf der einen Seite, auf der der Glaskubus liegt. Somit öffnet sich die Figurengruppe nur zu einer Seite und lädt die Besucher des Plateaus dazu ein,
sich neben die weibliche Figur zu setzten – vielleicht mit weiteren Personen, mit Freunden oder der Familie, sodass eine Reihung entsteht: Ein Besucher setzt sich neben die Figuren, seinen linken Arm um die weibliche Figur gelegt und seinen rechten um den nächsten Besucher, der wiederum umarmt den nächsten
neben sich – und so weiter und so fort. So entsteht mit dem Figurenpaar nicht nur eine Markierung, die auf das abfallende Gelände des Plateaus hinweist, sondern ein Kunstwerk, das zur Kommunikation und Interaktion einlädt – und vielleicht zu schönen oder witzigen Fotos.

 

Die gebrochene Wolkenspiegelung verweist auf die Bildhaftigkeit des Paars, die bewegte Oberfläche, die durch die Spiegelung hermetisch und offen zugleich erscheint, lässt Raum für Hirngespinste und Spekulationen. Die Spiegelungen bzw. Reflexionen regen zu geistiger Reflexion an, außerdem zum Aufstehen oder Danebensetzen. Die Figuren werden zum Dreh- und Angelpunkt, die den Umraum aufnehmen, in sich vereinen und die gleichzeitig auf die Besucher in Bewegung verweisen. Denn diese setzen sich, verweilen, pausieren, genießen
das Panorama, stehen wieder auf … So werden Kunstwerk und Besucher zum Zentrum der Raumachsen, des Umraums, der Architektur, der Landschaftsarchitektur und der Landschaft. Denn über die spiegelnde Plastik wird der Besucher mit einbezogen ins räumliche Konzept. Er bekommt einen besonderen Platz – nicht nur auf den Stufen, sondern in jeder Hinsicht: in
räumlicher, ideeller, architektonischer und landschaftsarchitektonischer Hinsicht – das Figürliche verweist auf den Menschen, die Oberfläche auf den Umraum, die Sichtachse wiederum auf die Natur, die in ihrer Schönheit wiederum Ziel und Zweck des Drachenfelsplateaus ist.

 

Zutiefst menschlich (wenn auch eher leicht) ist dabei ist die Umarmung – die das Bleiben, Verweilen, Schauen, Beisammensein symbolisiert, die aber bereits den Aufbruch in sich trägt. Denn die wunderbare Aussicht, der Blick in die Ferne beschäftigt sowohl die Figuren als auch den Besucher, der sich um die Figuren herum bewegt und am Ende des Tages wieder in die Ferne entschwindet. Das Figurenpaar bleibt, auch in der Nacht – leuchtet im Mondschein und spiegelt die Sterne.